Survival Expertenwissen Teil II – Hand drill (Quirlbohrer)

Survival Expertenwissen – Hand drill (Quirlbohrer)

In einem vergangenen Beitrag haben wir uns bereits den Feuerbohrer angeschaut. Eine Anleitung, wie Du mit einem Bogen Feuer machst, findest Du hier. Doch auch ohne Bogen, ist es möglich ein Feuer zu entzünden. Beim Survivaltraining solltest Du verschiedene Techniken üben, falls Du in einer Survival Situation improvisieren musst und genau das macht Survival aus.

Hast Du keine Schnur in Deiner Survival Ausrüstung und alle anderen Zündquellen versagen, solltest Du wissen, wie Du mit einem Quirlbohrer, auch Hand drill genannt, ein Feuer machen kannst.

Im Prinzip erfolgt das Feuermachen immer nach dem gleichen Prinzip. Du brauchst Hitze, leicht entflammbares Material und Sauerstoff. Nur wenn alle drei Bestandteile ausreichend vorhanden sind, klappt es mit dem Feuer. Die Hitze wird beim Feuerbohren durch Reibung erzeugt. Holz auf Holz gerieben, erzeugt Reibung, erzeugt Hitze, erzeugt Glut.

Schauen wir uns einmal die Bestandteile des Quirlbohrers an.

Bestandteile Quirlbohrer

Anders als beim Feuerbohrer (Fiedelbohrer), benötigst Du beim Quirlbohrer weniger Materialien. Beim Hand drill fällt der Bogen samt Schnur und das Handstück weg. Du brauchst also nur ein Bohrbrett, eine Spindel, eine Unterlage zum Auffangen des Holzstaubes und der Glut und Zunder.

Bohrbrett

Als Bohrbrett kannst Du wieder jedes Holz nehmen, wie auch beim Feuerbohren. Weiches Holz wie Fichtel, Pappel, Kiefer sind in der Ausführung einfacher. Es kommt auf die Übung und die Technik an, dann klappt es auch mit härterem Holz. Wichtig ist es, dass das Holz trocken aber nicht morsch ist. Zu viel Harz wäre ebenfalls nicht sehr hilfreich. Astlöcher und Risse können Dir einen Strich durch die Rechnung machen, weshalb Du dort Dein Augenmerk drauf richten solltest. Etwa 2 cm Dicke sind ein guter Richtwert für das Bohrbrett.

Bohrbrett aus Fichte

Spindel

Anders als bei Feuerbohren, muss die Spindel beim Quirlbohrer (hand drill) lang und dünn sein. Beifuß, Holunder, Hasel und Königskerze sind gut für den Anfang. Die Spindel sollte wieder möglichst gerade sein. Abstehende Äste musst Du abschneiden, damit Du die Spindel gut mit den Händen drehen kannst.

Spindel Hand drill

Vorbereitung

Suche Dir eine Stelle auf Deinem Bohrbrett und ritze eine kleine Mulde in Spindeldicke rein, damit sich Deine Spindel gut drin drehen kann. Wenn Du kein Messer griffbereit hast, tut es auch ein spitzer Stein.

Beginne nun die Spindel zwischen Deinen Handflächen zu drehen, bis sich die Form der Spindel auf dem Bohrbrett abzeichnet. Nun kannst Du eine Kerbe in Dein Bohrbrett schneiden, damit dort der Holzstaub und letztlich die Glut auf Deine Unterlage rieseln kann. Die Kerbe sollte wieder etwas Spindeldick sein und bis zur Mitte der Spindel reichen.

Bereite Dein Zundernest vor und lege es bereit.

Technik

Die Technik ist ähnlich wie beim Feuerbohren, nur das Du eben keinen Bogen (Fiedelbohrer) für die Drehung hast. Die Drehung erzeugst Du mit Deinen Händen, indem Du die Spindel zwischen Deinen Handflächen drehst. Die Schwierigkeit hierbei ist es, genügend Druck und somit Hitze zu erzeugen, um den Holzabrieb zum glühen zu bringen und letztlich damit ein Feuer zu entfachen. Es gibt verschiedene Techniken, die ich Dir jetzt vorstellen möchte. Bevor wir uns die Bohrtechniken anschauen, möchte ich noch kurz auf die Körperhaltung eingehen. 

Du kannst Dich entweder ganz normal auf den Boden setzen und das Bohrbrett mit einem Deiner Füße fixieren. Hierbei ist es jedoch schwieriger, genügend Druck auszuüben.

Hand drill sitzend

Du kannst aber auch die Haltung wie beim Feuerbohren einnehmen. Also einen Fuß auf das Bohrbrett stellen und das andere Bei ab knien. Der Vorteil hierbei ist, dass Du von oben arbeitest und mehr Druck ausüben kannst. Bei dieser Technik muss man ein bisschen ausprobieren, wie man seinen Fuß positioniert. Anfangs hat mich mein aufgestelltes Bein etwas beim Heruntergehen behindert. Dann habe ich meinen Fuß vom Bohrloch entfernt und hatte dadurch mehr Platz.

Hand drill Feuerbohrtechnik

Bei der dritten Technik beschwerst Du Dein Bohrbrett mit zwei Steinen oder etwas anderem. Du kannst Dich dann vor das Bohrbrett knien, kannst gut Druck ausüben und hast keines Deiner Beine im Weg.

Hand drill kniend

Technik #1

Beginne die Spindel mit etwas Druck nach unten zwischen Deinen Händen rotieren zu lassen. Nutze dabei die gesamte Länge Deiner Handflächen um eine höhere Drehzahl zu erreichen. Deine Hände werden automatisch nach unten Richtung Bohrbrett wandern, weshalb Du immer wieder umgreifen musst. Auch wenn das nur kurz dauert, dabei wirst Du Hitze verlieren. Mache das also zügig aber nicht hektisch. 

Wenn es nun anfängt zu rauchen, erhöhe die Geschwindigkeit. Nun sollte mehr Rauch erscheinen. Man fühlt richtig, wie sich Holzstaub bildet. Wirf einen Blick in die Kerbe. Jetzt erhöhst Du den Druck und behältst die Geschwindigkeit bei. Drehe die Spindel einmal bis ganz nach unten und halte langsam an. Löse die Spindel vorsichtig und schaue nach, ob Du Glut hinbekommen hast. Wenn ja, übertrage sie in Dein Zundernest und puste sie vorsichtig an, bis das Zundernest Feuer gefangen hat.

Technik #2

Diese Technik funktioniert im Prinzip wie Technik #1, nur dass sich Deine Hände anders bewegen. Diese Technik wird auch Floating oder Schwimmen genannt. Deine Hände bewegen sich in V-Form. Drehe die Spindel mit einer Hand vor und gehe mit den Fingern nach oben. Gehe mit dieser Hand zurück und schiebe die andere Hand nach vorne oben. So entsteht eine V-Form Deiner Hände. Diese Technik verhindert, dass Deine Hände nach unten wandern. Du hast also keinen Reibungsverlust durch das Umgreifen. Der Nachteil bei dieser Technik ist, dass Du wirklich viel üben musst, um sie zu beherrschen.

Technik #3

Handbohrer mit Schnur

Bei dieser Technik verwendest Du ein Hilfsmittel, nämlich eine Schnur. Kerbe Deine Spindel oben ein lege eine Schnur darüber. Jetzt brauchst Du nur noch zwei Schlaufen, in die Du Deine Daumen schieben kannst. Test aus, welche Schnurlänge für Dich passt. Du kannst jetzt die Spindel drillen, ohne dass Deine Hände nach unten wandern, da sie mit der Schnur fixiert sind. Dabei nutzt Du Technik #1. Diese Technik ist für den Anfang gut geeignet, um zu schauen, mit welchen Geschwindigkeiten und welchem Druck Du arbeiten musst. Wenn Du mit Technik #3 Glut erzeugen kannst, versuche es ohne Schnur.

Fazit

Bei mir hat es circa vier Monate gedauert, bis ich Glut ohne Bogen erzeugen konnte. Dein Körper, insbesondere Deine Arme und Hände, müssen sich erst an die Belastung und die Reibung gewöhnen. Die Schultern ermüden und Blasen auf den Handflächen gehören dazu.

Wichtig ist, dass Du nicht aufgibst und es immer weiter probierst. Wenn es nicht klappt, gehe auf Fehlersuche. Hast Du eine geeignete Spindel? Ist Dein Bohrbrett trocken und weich genug? Passen Geschwindigkeit und Druck? Behebe einen Fehler nach dem anderen und bleib dran, dann klappt es irgendwann!

Als abschließenden Tipp kann ich Dir Königskerze als Bohrer empfehlen. Königskerzen wachsen gerade und haben etwas Mark im Inneren. Mit zu viel Mark, wie bei der Nachtkerze, habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Die Königskerze stirbt oberirdisch ab, bleibt aber stehen. So hast Du eine perfekt gerade und trockene Spindel.

Hier in diesem Video, zeige ich Dir die verschiedenen Techniken.

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