Survival Expertenwissen Teil I – Feuerbohren

Feuerbohrer Set

Das Feuerbohren ist eine extrem wichtige Fähigkeit für Survival und Bushcraft. Ein Feuer bohren bedarf einiges an Übung und Wissen. Der Feuerbohrer sollte unbedingt Bestandteil vom Survivaltraining sein. Meistens hat man in der Survival Ausrüstung einen Feuerstahl, Streichhölzer und ein Feuerzeug. Doch was ist, wenn all das versagt? Streichhölzer und Feuerzeug können leer oder kaputt gehen. Der Feuerstahl ist nicht wirklich anfällig für Beschädigungen und geht auch nicht so schnell leer. Gehen wir aber mal davon aus, dass Du ihn verloren hast und nun ein Feuer in der Wildnis machen willst. Dann solltest Du wissen, wie Du einen Feuerbohrer herstellten und erfolgreich benutzen kannst.

Bevor wir uns die Bestandteile des Feuerbohrer Sets anschauen, möchte ich Dir noch sagen, dass die Einstellung zum Feuer bohren unglaublich wichtig ist. Wenn ich mit negativen Gedanken ans Werk gehe, funktioniert es nicht. Wenn ich aber mit einer positiven Einstellung beginne, klappt es meist auf Anhieb. Aus Erfahrung kann ich Dir sagen, dass das Training mit dem Feuerbohrer frustrierend sein kann. Fang einfach damit an, schaue wo Fehler sein könnten und verbessere Deine Fehler, dann klappt es ganz bestimmt.

Bei mir lagen die ersten Fehlversuche an einer zu geringen Schnurspannung, einem zu biegsamen Bogen und einer zu kurzen Spindel. Meine Fehler besserte ich nach und nach aus und dann klappte es auf einmal.

Video Feuerbohrer

Hier kannst Du sehen, wie ich Feuer bohre und das Ganze erkläre.

Die Bestandteile

Ein Feuerbohrer Set besteht aus einem Bohrbrett, einer Spindel, einem Bogen mit Schnur und einem Handstück. Außerdem benötigst Du eine Unterlage, um den Holzstaub und letztlich die Glut auffangen zu können. Wenn Du Glut hast, musst Du diese in ein Zundernest übertragen, welches Du Dir vorher zurechtlegen solltest.

Grundsätzlich ist es möglich, mit jedem Holz erfolgreich Feuer zu bohren. Wichtig ist, dass es trocken aber nicht morsch ist. Für den Anfang ist weiches Holz ratsam, da es damit einfach besser funktioniert. Ich habe gute Erfahrungen mit Kiefer, Fichte, Pappel, Ahorn und Weide gemacht. Aber auch mit einem mittelharten Holz, wie Birke, hat es bei mir funktioniert.

Fangen wir mit der Spindel an. Die Spindel sollte etwa so lang wie Deine Hand und möglichst gerade sein. Wenn die Spindel nicht gerade ist, läuft sie nicht ruhig zwischen Handstück und Bohrbrett. Das kann Dich Deinen Erfolg kosten. Die Dicke sollte etwa die Deines Daumens haben. Es geht aber auch, wenn die Spindel dünner oder dicker ist. Probiere es einfach aus und schaue, womit Du gute Erfahrungen machst.

Spindel aus Weide

Das Bohrbrett sollte etwa zwei Zentimeter dick sein. Du kannst es auch dünner oder dicker wählen. Wichtig ist, dass Dein Fuß gut drauf stehen kann, um es ordentlich zu fixieren. Die Bohrstelle sollte nicht an einer Astgabel liegen. Denn dort ist das Holz härter. Achte auch unbedingt auf Risse im Bohrbrett. Nichts ist ärgerlicher als ein gesprungenes Bohrbrett, vor allem wenn Du schon eine Kerbe geschnitzt hast.

Bohrbrett aus Fichte

Der Bogen sollte etwa so lang sein, wie Dein Arm. Es ist von Vorteil, wenn sich am oberen Ende eine Astgabel befindet. Dort kannst Du Deine Schnur gut befestigen. Wenn Du einen Ast findest, der eine natürliche Biegung aufweist, sollte er möglichst stabil sein. Wenn Du einen eher geraden Ast nimmst, sollte er biegsam sein, damit Du ihn mit der Spannung Deiner Schnur biegen kannst. Für die Schnur Deines Bogens solltest Du etwas stabiles wählen. Paracord bietet sich hier an. Aber auch ein Schnürsenkel und Naturschnur kannst Du dafür verwenden. Hier kannst Du nachlesen, wie Du Brennnesselschnüre herstellen kannst. Die Schnur sollte etwa 1,5 mal so lang sein, wie Dein Bogen. Der Grund dafür ist, dass Du nur dann die Schnur richtig fixieren kannst. Wenn die Schnur zu kurz ist, kann sie sich lösen und das ist sehr ärgerlich, gerade wenn Du kurz vor der Glut stehst.

Bogen

Das Handstück sollte gut in der Hand liegen. Für das Handstück ist härteres Holz sinnvoll, damit es nicht zu schnell durchgebohrt wird. Du kannst aber auch weicheres Holz nehmen. Meine erstes Set bestand komplett aus Fichte. Damit hat es wunderbar funktioniert.

Handstück aus Fichte

Die Vorbereitung

Als erstes musst Du natürlich das Material zusammensuchen. Wenn Du alles beisammen hast, kannst Du Dein Set herstellen. Spanne Deinen Bogen und befestige die Schnur. Die Spannung sollte so hoch sein, dass Du die Spindel gerade so reingedreht bekommst. Ist die Spannung zu hoch, fliegt Dir die Spindel raus. Ist die Spannung zu gering, bleibt die Spindel stehen, gerade wenn Du mehr Druck ausübst.

Die Bohrseite Deiner Spindel sollte die Form einer Halbkugel haben, damit Du eine gute Fläche für die Reibung hast. Die andere Seite sollte spitzer zulaufen. In etwa wie ein stumpfer Bleistift. Zu spitz wäre schlecht, weil sich die Spindel schneller ins Handstück bohrt. Zu stumpf wäre ebenso schlecht, da Du so unnötig Reibung erzeugst, die Dir an der Bohrstelle fehlt.

Bohrseite
Handstückseite

Passe Dein Handstück so an, dass es gut in Deiner Hand liegt. Ein unbequemes Handstück kann dafür sorgen, dass Dir auf den letzten Metern die Puste ausgeht und das wars dann mit dem Feuer.

Zur Vorbereitung gehört auch ordentlicher Zunder. Hast Du keinen Zunder vorbereitet, kann Dein Bohrer auch noch so gut sein, Du bekommst aber die Glut nicht richtig übertragen. Als Zunder eigenen sich trockene Flugsamen, zum Beispiel vom Löwenzahn. Diese packst Du in Dein Zundernest, bestehend aus trockenen Gräsern. Innen fein, außen etwas gröber. Sammle genug Material! Mir ist die Glut anfangs ausgegangen, weil mein Zundernest nicht groß genug war.

Eine Unterlage zum Auffangen des Holzstaubs und der Glut brauchst Du auch. Dafür kannst Du ein stabiles Blatt oder Rinde nehmen.

Zur Vorbereitung gehört es auch, eine kleine Mulde in Dein Bohrbrett zu machen. Das kannst Du mit Deinem Messer machen. Einfach mit der Spitze etwas Holz abnehmen, damit sich Deine Spindel darin bewegen kann und nicht rausspringt.

Die Technik

Lege nun Dein Bohrbrett vor Dich auf den Boden. Wenn der Boden nass ist, kannst Du einfach zwei Stöckchen unterlegen, damit Dein Bohrbrett nicht nass wird.

Stelle Deinen schwachen Fuß direkt neben das Bohrloch. Dein Oberschenkel sollte parallel zum Boden verlaufen. Zwischen Unter- und Oberschenkel sollte jetzt etwa ein 90 Grad Winkel entstanden sein. Kniee Dich mit Deinem starken Bein ab und stelle oder lege Deinen Fuß auf. Schau, was für Dich bequemer ist. Um stabiler zu knieen, kannst Du Dein starkes Bein leicht schräg positionieren.

Es empfiehlt sich, die Drill Position einzunehmen, bevor Du Deine Spindel in Deinen Bogen spannst.

Spanne nun Deine Spindel ein. Dazu nimmst Du den Bogen in Deine starke Hand und greifst ihn so, als ob Du losbohren wolltest. Lege nun die Spindel mit der Bohrseite nach oben innen an die Schnur Deines Bogens und drehe sie in die Schnur. Es ist sehr wichtig, dass die Spindel außen am Bogen läuft. Fixiere die Spindel, damit sie Dir nicht wegfliegt und stelle sie in Dein Bohrloch. Nimm Dein Handstück mit Deiner schwachen Hand und führe sie von außen um Dein Schienbein. Deine Hand und Dein Handstück sollten fest an Deinem Bein anliegen, damit Du die Spindel möglichst ruhig führen kannst. Drücke die Spindel sanft in das Bohrloch. Jetzt kannst Du ganz entspannt mit etwas Druck anfangen zu bohren. Wenn sich die Spindel komplett auf dem Bohrbrett abzeichnet, löse die Spindel.

Jetzt musst Du eine Kerbe schnitzen. Dein Bohrloch sollte etwa einen Spindeldurchmesser vom Rand entfernt liegen. Schnitze nun eine Kerbe in Spindelbreite in Dein Bohrbrett. Die Kerbe sollte etwa bis zur Mitte Deines Bohrlochs reichen, damit genug Holzstaub auf Deine Unterlage rieseln kann. Das Feuerbohren kann man in drei Phasen aufteilen:

  1. Das Aufwärmen
  2. Die Abriebphase
  3. Die Zündungsphase

Das eigentliche Feuerbohren

1. Das Aufwärmen

Beginne ganz entspannt, mit etwas Druck zu bohren. Erwärme das Holz und Dich. Nicht zu viel Druck und zu viel Gas am Anfang. Das ermüdet Dich und das Holz. Dadurch schmälerst Du Deine Erfolgschancen enorm. Hier erwärmt sich das Holz und es beginnt bereits zu rauchen.

2. Die Abriebphase

Wenn Rauch aufsteigt, ist die Aufwärmphase beendet. Erhöhe nun etwas die Geschwindigkeit, bis dickerer Rauch aufsteigt. Die Kerbe sollte sich hier mit dunkelbraunem bis schwarzem Holzabrieb gefüllt haben. Ist das der Fall, kann es richtig losgehen.

3. Die Zündungsphase

Deine Kerbe ist voll mit dunkelbraunem oder schwarzem Abrieb und es qualmt ordentlich? Wenn ja, erhöhe den Druck wesentlich bei gleichbleibender Geschwindigkeit. Jetzt noch 15 – 20 Züge mit ordentlich Druck und Du solltest Glut haben. 

Anfangs fragte ich mich, wie man erkennt, dass wirklich Glut entstanden ist. Das erkennst Du auf jeden Fall, denn Du siehst es glühen auch bei Tageslicht. Außerdem hört es einfach nicht auf zu rauchen.

Du hast Glut! Herzlichen Glückwunsch!

Jetzt halte ganz langsam Deine Spindel an und löse sie vorsichtig aus Deinem Bohrbrett. Pass hier gut auf, dass Du Dir die Glut nicht zerschlägst. Lege den Bohrer und die Spindel bei Seite. Warte einen Moment, damit sich die Glut verdichten kann. Jetzt hebe ganz vorsichtig das Bohrbrett von Deiner Unterlage. Du kannst auch ganz vorsichtig in die Glut pusten, damit sich diese vergrößert.

Übertrage jetzt die Glut in Dein Zundernest. Entweder lässt Du die Glut hineinfallen oder Du legst Dein Zundernest auf die Glut und drehst beides zusammen um. Wichtig ist, dass Du genügend Zunder in Deinem Zundernest hast, damit sich dieser entzünden kann. Schließe nun Dein Zundernest und beginne vorsichtig in die Glut zu pusten. Nicht zu fest, damit Du die Glut nicht wegbläst. Wenn es stark anfängt zu rauchen, kannst Du kräftiger hineinpusten. Zwischendurch kannst Du Dein Zundernest auch vorsichtig hin und her wedeln.

Wenn es anfängt zu knistern und knacken, hast Du es geschafft. Das Feuer lodert und Du hast es geschafft, ein Feuer mit dem Feuerbohrer zu entzünden.

Fazit

Am Anfang vom Artikel habe ich es bereits erwähnt, fang an Dich mit dem Feuerbohren auszuprobieren. Analysiere Deinen Abrieb, Deine Fehler und verbessere sie. Am Abrieb kannst Du erkennen, ob Du auf einem guten Weg bist. Ist der Abrieb zu hell, hast Du nicht genügend Reibung (Hitze). Dann solltest Du den Druck erhöhen. Der Abrieb muss dunkelbraun bis schwarz und eher fein sein. 

Wenn Du es mit einer bestimmten Kombination geschafft hast, ein Feuer zu entzünden, ruhe Dich nicht auf Deinem Erfolg aus. Versuche andere Holzarten und vielleicht auch mal feuchtes Holz. Eine Garantie gibt es nicht, dass Du es immer mit jedem beliebigen Holz schaffst. Das sollte Dir in einer Survival Situation bewusst sein. Deshalb ist es auf jeden Fall ratsam, immer einen Plan B im Gepäck zu haben. Das gilt fürs Feuchermachen aber auch für alles andere im Survival Bereich.

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